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Vorrede |
1. Die alte griechische Philosophie theilte sich in drei Wissenschaften ab: | 387.2 |
2. Alle Vernunfterkenntniß ist entweder material und betrachtet irgend | 387.8 |
3. Die Logik kann keinen empirischen Theil haben, d. i. einen solchen, | 387.17 |
4. Man kann alle Philosophie, so fern sie sich auf Gründe der Erfah- | 388.4 |
5. Auf solche Weise entspringt die Idee einer zwiefachen Metaphysik, | 388.9 |
6. Alle Gewerbe, Handwerke und Künste haben durch die Vertheilung | 388.15 |
7. Da meine Absicht hier eigentlich auf die sittliche Weltweisheit ge- | 389.5 |
8. Also unterscheiden sich die moralischen Gesetze sammt ihren Principien | 389.24 |
9. Eine Metaphysik der Sitten ist also unentbehrlich nothwendig, nicht | 389.36 |
10. Man denke doch ja nicht, daß man das, was hier gefordert wird, schon | 390.19 |
11. Im Vorsatze nun, eine Metaphysik der Sitten dereinst zu liefern, | 391.16 |
12. Weil aber drittens auch eine Metaphysik der Sitten ungeachtet des | 391.34 |
13. Gegenwärtige Grundlegung ist aber nichts mehr, als die Aufsuchung | 392.3 |
14. Ich habe meine Methode in dieser Schrift so genommen, wie ich | 392.17 |
Erster Abschnitt (Absätze) |
1. (15) Es ist überall nichts in der Welt, ja überhaupt auch außer derselben | 393.5 |
2. (15) Einige Eigenschaften sind sogar diesem guten Willen selbst beförder- | 393.25 |
3. (17) Der gute Wille ist nicht durch das, was er bewirkt oder ausrichtet, | 394.13 |
4. (18) Es liegt gleichwohl in dieser Idee von dem absoluten Werthe des | 394.32 |
5. (19) In den Naturanlagen eines organisirten, d. i. zweckmäßig zum Leben | 395.4 |
6. (20) In der That finden wir auch, daß, je mehr eine cultivirte Vernunft | 395.28 |
7. (21) Denn da die Vernunft dazu nicht tauglich genug ist, um den Willen | 396.14 |
8. (22) Um aber den Begriff eines an sich selbst hochzuschätzenden und ohne | 397.1 |
9. (22) Ich übergehe hier alle Handlungen, die schon als pflichtwidrig er- | 397.11 |
10. (22) Dagegen sein Leben zu erhalten, ist Pflicht, und überdem hat jeder- | 397.33 |
11. (25) Wohlthätig sein, wo man kann, ist Pflicht, und überdem giebt es | 398.8 |
12. (26) Seine eigene Glückseligkeit sichern, ist Pflicht (wenigstens indirect), | 399.3 |
13. (27) So sind ohne Zweifel auch die Schriftstellen zu verstehen, darin ge- | 399.27 |
14. (28) Der zweite Satz ist: eine Handlung aus Pflicht hat ihren morali- | 399.35 |
15. (29) Den dritten Satz als Folgerung aus beiden vorigen würde ich so | 400.17 |
16. (30) Es liegt also der moralische Werth der Handlung nicht in der Wir- | 401.3 |
17. (31) Was kann das aber wohl für ein Gesetz sein, dessen Vorstellung, auch | 402.1 |
18. (31) Die Frage sei z. B.: darf ich, wenn ich im Gedränge bin, nicht ein | 402.16 |
19. (33) Was ich also zu thun habe, damit mein Wollen sittlich gut sei, dazu | 403.18 |
20. (34) So sind wir denn in der moralischen Erkenntniß der gemeinen Men- | 403.34 |
21. (35) Es ist eine herrliche Sache um die Unschuld, nur es ist auch wiederum | 404.37 |
22. (36) So wird also die gemeine Menschenvernunft nicht durch irgend | 405.20 |
Zweiter Abschnitt (Absätze) |
1. (37) Wenn wir unsern bisherigen Begriff der Pflicht aus dem gemeinen | 406.5 |
2. (38) In der That ist es schlechterdings unmöglich, durch Erfahrung einen | 407.1 |
3. (39) Man kann auch denen, die alle Sittlichkeit als bloßes Hirngespinst | 407.17 |
4. (40) Setzt man hinzu, daß, wenn man dem Begriffe von Sittlichkeit nicht | 408.12 |
5. (41) Man könnte auch der Sittlichkeit nicht übler rathen, als wenn man | 408.28 |
6. (42) Wenn es denn keinen ächten obersten Grundsatz der Sittlichkeit giebt, | 409.9 |
7. (43) Diese Herablassung zu Volksbegriffen ist allerdings sehr rühmlich, | 409.20 |
8. (44) Man darf nur die Versuche über die Sittlichkeit in jenem beliebten | 410.3 |
9. (45) Es ist aber eine solche völlig isolirte Metaphysik der Sitten, die mit | 410.19 |
10. (46) Aus dem Angeführten erhellt: daß alle sittliche Begriffe völlig a priori | 411.8 |
11. (47) Um aber in dieser Bearbeitung nicht bloß von der gemeinen sittlichen | 412.15 |
12. (48) Ein jedes Ding der Natur wirkt nach Gesetzen. Nur ein vernünftiges | 412.26 |
13. (49) Die Vorstellung eines objectiven Princips, sofern es für einen Willen | 413.9 |
14. (50) Alle Imperativen werden durch ein Sollen ausgedrückt und zeigen | 413.12 |
15. (51) Ein vollkommen guter Wille würde also eben sowohl unter objectiven | 414.1 |
16. (52) Alle Imperativen nun gebieten entweder hypothetisch, oder | 414.12 |
17. (53) Weil jedes praktische Gesetz eine mögliche Handlung als gut und | 414.18 |
18. (54) Der Imperativ sagt also, welche durch mich mögliche Handlung gut | 414.26 |
19. (55) Der hypothetische Imperativ sagt also nur, daß die Handlung zu | 414.32 |
20. (56) Man kann sich das, was nur durch Kräfte irgend eines vernünftigen | 415.6 |
21. (57) Es ist gleichwohl ein Zweck, den man bei allen vernünftigen Wesen | 415.28 |
22. (58) Endlich giebt es einen Imperativ, der, ohne irgend eine andere durch | 416.7 |
23. (59) Das Wollen nach diesen dreierlei Principien wird auch durch die | 416.15 |
24. (60) Nun entsteht die Frage: wie sind alle diese Imperative möglich? | 417.3 |
25. (61) Die Imperativen der Klugheit würden, wenn es nur so leicht wäre, | 417.27 |
26. (62) Dagegen, wie der Imperativ der Sittlichkeit möglich sei, ist ohne | 419.12 |
27. (63) Wir werden also die Möglichkeit eines kategorischen Imperativs | 419.36 |
28. (64) Zweitens ist bei diesem kategorischen Imperativ oder Gesetze der Sitt- | 420.12 |
29. (65) Bei dieser Aufgabe wollen wir zuerst versuchen, ob nicht vielleicht der | 420.18 |
30. (66) Wenn ich mir einen hypothetischen Imperativ überhaupt denke, | 420.24 |
31. (67) Der kategorische Imperativ ist also nur ein einziger und zwar dieser: | 421.6 |
32. (68) Wenn nun aus diesem einigen Imperativ alle Imperativen der | 421.9 |
33. (69) Weil die Allgemeinheit des Gesetzes, wornach Wirkungen geschehen, | 421.14 |
34. (70) Nun wollen wir einige Pflichten herzählen nach der gewöhnlichen | 421.21 |
35. (71) 1) Einer, der durch eine Reihe von Übeln, die bis zur Hoffnungs- | 421.24 |
36. (72) 2) Ein anderer sieht sich durch Noth gedrungen, Geld zu borgen. Er | 422.15 |
37. (73) 3) Ein dritter findet in sich ein Talent, welches vermittelst einiger | 422.37 |
38. (74) Noch denkt ein vierter, dem es wohl geht, indessen er sieht, daß an- | 423.17 |
39. (75) Dieses sind nun einige von den vielen wirklichen oder wenigstens von | 423.36 |
40. (76) Wenn wir nun auf uns selbst bei jeder Übertretung einer Pflicht Acht | 424.15 |
41. (77) Wir haben so viel also wenigstens dargethan, daß, wenn Pflicht ein | 425.1 |
42. (78) Bei der Absicht, dazu zu gelangen, ist es von der äußersten Wichtig- | 425.12 |
43. (79) Hier sehen wir nun die Philosophie in der That auf einen mißlichen | 425.32 |
44. (80) Alles also, was empirisch ist, ist als Zuthat zum Princip der Sitt- | 426.7 |
45. (81) Die Frage ist also diese: ist es ein nothwendiges Gesetz für alle | 426.22 |
46. (82) Der Wille wird als ein Vermögen gedacht, der Vorstellung ge- | 427.19 |
47. (83) Gesetzt aber, es gäbe etwas, dessen Dasein an sich selbst einen | 428.3 |
48. (84) Nun sage ich: der Mensch und überhaupt jedes vernünftige Wesen | 428.7 |
49. (85) Wenn es denn also ein oberstes praktisches Princip und in Ansehung | 428.34 |
50. (86) Um bei den vorigen Beispielen zu bleiben, so wird | 429.14 |
51. (87) Erstlich nach dem Begriffe der nothwendigen Pflicht gegen sich selbst | 429.15 |
52. (88) Zweitens, was die nothwendige oder schuldige Pflicht gegen andere | 429.29 |
53. (89) Drittens, in Ansehung der zufälligen (verdienstlichen) Pflicht gegen | 430.10 |
54. (90) Viertens, in Betreff der verdienstlichen Pflicht gegen andere ist der | 430.18 |
55. (91) Dieses Princip der Menschheit und jeder vernünftigen Natur über- | 430.28 |
56. (92) Alle Maximen werden nach diesem Princip verworfen, die mit der | 431.19 |
57. (93) Die Imperativen nach der vorigen Vorstellungsart, nämlich der all- | 431.25 |
58. (94) Denn wenn wir einen solchen denken, so kann, obgleich ein Wille, der | 432.5 |
59. (95) Also würde das Princip eines jeden menschlichen Willens, als | 432.12 |
60. (96) Es ist nun kein Wunder, wenn wir auf alle bisherige Bemühungen, | 432.25 |
61. (97) Der Begriff eines jeden vernünftigen Wesens, das sich durch alle | 433.12 |
62. (98) Ich verstehe aber unter einem Reiche die systematische Verbindung | 433.17 |
63. (99) Denn vernünftige Wesen stehen alle unter dem Gesetz, daß jedes | 433.26 |
64. (100) Es gehört aber ein vernünftiges Wesen als Glied zum Reiche der | 433.34 |
65. (101) Das vernünftige Wesen muß sich jederzeit als gesetzgebend in einem | 434.1 |
66. (102) Moralität besteht also in der Beziehung aller Handlung auf die Ge- | 434.7 |
67. (103) Die praktische Nothwendigkeit nach diesem Princip zu handeln, d. i. | 434.20 |
68. (104) Im Reiche der Zwecke hat alles entweder einen Preis, oder eine | 434.31 |
69. (105) Was sich auf die allgemeinen menschlichen Neigungen und Bedürf- | 434.35 |
70. (106) Nun ist Moralität die Bedingung, unter der allein ein vernünftiges | 435.5 |
71. (107) Und was ist es denn nun, was die sittlich gute Gesinnung oder die | 435.29 |
72. (108) Die angeführten drei Arten, das Princip der Sittlichkeit vorzustellen, | 436.8 |
73. (109) 1) eine Form, welche in der Allgemeinheit besteht, und da ist die | 436.15 |
74. (110) 2) eine Materie, nämlich einen Zweck, und da sagt die Formel: daß | 436.19 |
75. (111) 3) eine vollständige Bestimmung aller Maximen durch jene For- | 436.23 |
76. (112) Wir können nunmehr da endigen, von wo wir im Anfange aus- | 437.5 |
77. (113) Die vernünftige Natur nimmt sich dadurch vor den übrigen aus, daß | 437.21 |
78. (114) Nun folgt hieraus unstreitig: daß jedes vernünftige Wesen als Zweck | 438.8 |
79. (115) Man kann aus dem kurz vorhergehenden sich es jetzt leicht erklären, | 439.35 |
80. (116) Autonomie des Willens ist die Beschaffenheit des Willens, dadurch | 440.16 |
81. (116) Wenn der Wille irgend worin anders, als in der Tauglichkeit sei- | 441.3 |
82. (117) Die menschliche Vernunft hat hier, wie allerwärts in ihrem reinen | 441.29 |
83. (117) Alle Principien, die man aus diesem Gesichtspunkte nehmen mag, | 441.32 |
84. (120) Empirische Principien taugen überall nicht dazu, um moralische | 442.6 |
85. (121) Unter den rationalen oder Vernunftgründen der Sittlichkeit ist | 443.3 |
86. (122) Wenn ich aber zwischen dem Begriff des moralischen Sinnes und | 443.20 |
87. (123) Übrigens glaube ich einer weitläuftigen Widerlegung aller dieser Lehr- | 443.28 |
88. (124) Allenthalben, wo ein Object des Willens zum Grunde gelegt werden | 444.1 |
89. (125) Der schlechterdings gute Wille, dessen Princip ein kategorischer Im- | 444.28 |
90. (126) Wie ein solcher synthetischer praktischer Satz a priori mög- | 444.35 |
Dritter Abschnitt (Absätze) |
1. (127) Der Wille ist eine Art von Causalität lebender Wesen, so fern sie | 446.7 |
2. (128) Die angeführte Erklärung der Freiheit ist negativ und daher, um | 446.13 |
3. (129) Wenn also Freiheit des Willens vorausgesetzt wird, so folgt die Sitt- | 447.8 |
4. (130) Es ist nicht genug, daß wir unserem Willen, es sei aus welchem | 447.28 |
5. (131) Wir haben den bestimmten Begriff der Sittlichkeit auf die Idee der | 448.25 |
6. (132) Es floß aber aus der Voraussetzung dieser Ideen auch das Bewußt- | 449.7 |
7. (133) Es scheint also, als setzten wir in der Idee der Freiheit eigentlich das | 449.24 |
8. (134) Zwar finden wir wohl, daß wir an einer persönlichen Beschaffenheit | 450.3 |
9. (135) Es zeigt sich hier, man muß es frei gestehen, eine Art von Cirkel, aus | 450.18 |
10. (136) Eine Auskunft bleibt uns aber noch übrig, nämlich zu suchen: ob | 450.30 |
11. (137) Es ist eine Bemerkung, welche anzustellen eben kein subtiles Nach- | 450.35 |
12. (138) Dergleichen Schluß muß der nachdenkende Mensch von allen Dingen, | 451.37 |
13. (139) Nun findet der Mensch in sich wirklich ein Vermögen, dadurch er sich | 452.7 |
14. (140) Um deswillen muß ein vernünftiges Wesen sich selbst als Intelli- | 452.23 |
15. (141) Als ein vernünftiges, mithin zur intelligibelen Welt gehöriges Wesen | 452.31 |
16. (142) Nun ist der Verdacht, den wir oben rege machten, gehoben, als wäre | 453.3 |
17. (143) Das vernünftige Wesen zählt sich als Intelligenz zur Verstandes- | 453.17 |
18. (144) Und so sind kategorische Imperativen möglich, dadurch daß die Idee | 454.6 |
19. (145) Der praktische Gebrauch der gemeinen Menschenvernunft bestätigt | 454.20 |
20. (146) Alle Menschen denken sich dem Willen nach als frei. Daher kommen | 455.11 |
21. (147) Ob nun gleich hieraus eine Dialektik der Vernunft entspringt, da in | 455.28 |
22. (148) Indessen muß dieser Scheinwiderspruch wenigstens auf überzeugende | 456.7 |
23. (149) Es ist aber unmöglich, diesem Widerspruch zu entgehen, wenn das | 456.12 |
24. (150) Doch kann man hier noch nicht sagen, daß die Grenze der praktischen | 456.34 |
25. (151) Der Rechtsanspruch aber selbst der gemeinen Menschenvernunft auf | 457.4 |
26. (152) Daher kommt es, daß der Mensch sich eines Willens anmaßt, der | 457.25 |
27. (153) Dadurch, daß die praktische Vernunft sich in eine Verstandeswelt | 458.6 |
28. (154) Aber alsdann würde die Vernunft alle ihre Grenze überschreiten, | 458.36 |
29. (155) Denn wir können nichts erklären, als was wir auf Gesetze zurück- | 459.3 |
30. (156) Die subjective Unmöglichkeit, die Freiheit des Willens zu erklären, | 459.32 |
31. (157) Um das zu wollen, wozu die Vernunft allein dem sinnlich-afficirten | 460.8 |
32. (158) Die Frage also, wie ein kategorischer Imperativ möglich sei, kann | 461.7 |
33. (159) Es ist eben dasselbe, als ob ich zu ergründen suchte, wie Freiheit selbst | 461.36 |
34. (160) Hier ist nun die oberste Grenze aller moralischen Nachforschung, | 462.22 |
35. (161) Der speculative Gebrauch der Vernunft in Ansehung der Natur | 463.4 |